„Unheimlich gerne Landespolitik gemacht“

Heiko Sippel verabschiedet sich nach 11 Jahren aus dem Landtag und wird Landrat von Alzey-Worms

Die lauten Töne sind seine Sache nicht. Heiko Sippel überzeugt lieber im persönlichen Gespräch: Rund 250 Bürgersprechstunden absolvierte er als Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Alzey. Dem rheinland-pfälzischen Landtag gehört der 55-Jährige seit 2009 an. Zweimal, 2011 und 2016, eroberte er in seinem Wahlkreis das Direktmandat. Bei der Landratswahl im Kreis Alzey-Worms konnte sich Sippel in der Stichwahl mit 51 Prozent der Stimmen gegen seinen Mitbewerber durchsetzen.

Seine Kollegen in der SPD-Landtagsfraktion schätzen sein humorvolles und ausgeglichenes Wesen, fraktionsübergreifend gilt der rechtspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion als sachkundiger, zuverlässiger und kompromissbereiter Gesprächspartner. Während in diesen Tagen lautstark, hitzig und oft wortgewaltig über den richtigen Kurs für die Sozialdemokratie debattiert wird, erahnt man im Gespräch mit dem rheinhessischen Landtagsabgeordneten, dass es womöglich die leisen, eindringlichen Töne sind, die in der Politik viel zu selten angestimmt werden.

Sein neues Amt wird der in Gimbsheim aufgewachsene und seit vielen Jahren in Alzey lebende Rheinhesse am 1. Januar 2020 antreten. Die Miniatur eines Flonheimer Trullos, wie die weißen, an Zuckerhüte erinnernden Weinbergshäuschen in Rheinhessen genannt werden, wird auch auf dem neuen Schreibtisch des Landrats einen Platz erhalten. „Ich habe unheimlich gerne Landespolitik gemacht. Den Bezug zur Kommunalpolitik habe ich dennoch nie aufgegeben“, sagt Sippel, der bis vor kurzem auch SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag war.

Der SPD-Politiker hat die kommunale Verwaltung von der Pike auf gelernt: Einer Ausbildung zum Vermessungstechniker beim Katasteramt in Mainz folgte später ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH). Für Sippel geht es als Landrat nun zurück an eine ihm gut bekannte Wirkungsstätte: Bereits von 1993 bis zu seinem Einzug in den Landtag gehörte Sippel der Kreisverwaltung Alzey-Worms an, zunächst als Persönlicher Referent des Landrats, später folgten prägende Jahre als Büroleiter. „Ich freue mich, wieder zurück zur Kreisverwaltung zu kommen.“ Und er ist überzeugt: „Landespolitik und Kommunalpolitik können wechselseitig voneinander profitieren, beide sind bereichernd und wertvoll.“

Nachfolger von Heiko Sippel im Landtag wird ab dem 1. Januar 2020 der Gau-Odernheimer Hans Heinrich Illing.

 

Dieser Text erschien erstmals im vorwärts RLP, Ausgabe 06/2019.