Mit Humor und Optimismus im Landtag

Fredi Winter verabschiedet sich vom Landtag

Mit Ende 50 schielt so mancher schon auf die Rente, der SPD-Abgeordnete Fredi Winter entschied sich 2006 – damals 58 Jahre alt – dazu, als Quereinsteiger eine zweite Karriere in der Landespolitik zu starten. Wir haben mit Fredi Winter über Humor in der Politik, die Fastnacht und Perspektiven für den rheinland-pfälzischen Tourismus gesprochen.

Zum Gespräch im Plenarsaal kommt Fredi Winter wie immer bestens gelaunt. Nicht nur in der SPD-Landtagsfraktion ist der Abgeordnete aus Neuwied für sein stets freundliches Auftreten und seine humorvolle Art bekannt; der beschwingte, aber nie verletzende Humor des Vorsitzenden des Petitionsausschusses kommt im Landtag und bei Bürgerinnen und Bürgern an. Was ihn dann doch mal aus der Ruhe bringt? „Die Verspätung bei der Bahn“, antwortet er lachend und schiebt hinterher: „Ich bin ganz selten schlecht gelaunt, und wenn es doch mal vorkommt, dann lasse ich es die Leute nicht merken.“ In diesen Tagen gibt es wenig Anlass zum Trübsinn, die „tolle Zeit“ ist ganz nach dem Geschmack des SPD-Abgeordneten aus Neuwied, der im politischen Mainz als „der Fastnachter schlechthin“ gilt. Für sein Engagement verlieh ihm der SPD-Vorsitzende Roger Lewentz jüngst den Fastnachtsorden der rheinland-pfälzischen SPD. Die Fastnacht und die Politik, für Fredi Winter führen die beiden eine beinahe symbiotische Beziehung: „Beides ergänzt sich prima“. Einst aus dem Missmut der Bürgerinnen und Bürger über „die Politik“ entstanden halte die „Fassenacht“ Politikern noch immer den Spiegel vor. Die Politik wiederum werde nicht müde, „ausreichend Material“ für Büttenreden und Motivwagen zu liefern. Und die Politik? Auch die könne sich bei den Narren das eine oder andere abschauen: „Manches Problem lässt sich lösen, wenn man ein bisschen optimistisch und mit Humor rangeht“, sagt Winter.

Bis zu seinem Einzug in den Landtag leitete der Neuwieder die Tourismusabteilung seiner Heimatstadt. Der Tourismus ist auch im Landtag sein Steckenpferd geblieben: Als tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion ist er in der rheinland-pfälzischen Tourismusbranche bestens vernetzt und weiß um das große Potenzial des Wirtschaftszweigs – und wo der Schuh drückt. Rund 150.000 Arbeitsplätze sichert der Tourismus in Rheinland-Pfalz, 25 Millionen Übernachtungsgäste zieht es jährlich an die schönsten Orte im Land. Sorgen bereitet dem Tourismuspolitiker, dass der Tourismus zuletzt hinter den Erwartungen geblieben ist, beim Wachstum ist der rheinland-pfälzische Tourismus im Ländervergleich zurückgefallen. Dass der Tourismus mit der Einrichtung einer „Enquete-Kommission“ vor zwei Jahren nun auf der Tagesordnung der Landespolitik stehe, freut den Tourismusexperten, der das Landtagsgremium als stellvertretender Vorsitzender leitet. Die Tourismus-Kommission soll Schwung in den Tourismus bringen und Ideen entwickeln, wie die Branche angekurbelt werden kann. Eine wichtige Rolle könnte dabei eine rheinland-pfälzische Dachmarke spielen, wie sie der Tourismus-Kommission vorschwebt. Die Idee einer Dachmarke hat nun auch Eingang in die Tourismus-Strategie der Landesregierung gefunden. Wie die aussehen könnte? „Das bleibt bis zum Ende der Enquete im kommenden Jahr sicherlich unsere größte und schwierigste Aufgabe“, sagt Winter. Ein Ideenwettbewerb der Landesregierung solle nun dabei helfen, das rheinland-pfälzische Lebensgefühl zur Marke zu machen.

Als Politiker und in seiner Freizeit hat es Winter immer dorthin gezogen, wo „das volle Leben auf einen zu prallt“. Der Sport ist daher neben seiner Begeisterung für die Fastnacht eine seiner frühesten und längsten Leidenschaften. Als Hallensprecher sorgte er am Mikrofon für gute Stimmung bei den Spielen des Eishockey Clubs Neuwied, Journalisten zeichneten den sportbegeisterten Winter einst als „Bester Hallensprecher Deutschlands“ aus. Ans Mikro zieht es ihn heute nur noch bei den Plenarsitzungen oder in den Landtagsausschüssen. Als vorsitzender Abgeordneter leitet Winter die Sitzungen des Petitionsausschusses. „Was dort an Petitionen einläuft, spiegelt den Alltag in der Politik wieder“, sagt Winter über die besondere Arbeit im „Bürgerausschuss“ des Landtags. Anders als in anderen Landtagsausschüssen stehen im Petitionsausschuss Schicksale von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern im Mittelpunkt. Das Themenspektrum der Eingaben ist groß: Es geht um Probleme mit Behörden und Verwaltungen, bei der Beantragung von staatlichen Hilfen oder etwa den Rundfunkbeitrag. Wo möglich, versucht Winter gemeinsam mit seinen Ausschusskolleginnen und -kollegen zu helfen und zu vermitteln. Die Arbeit im Petitionsausschuss habe ihm geholfen, „mit den Füßen auf der Erde zu bleiben und immer ein offenes Ohr zu haben“. Das rät Winter auch seinem Nachfolger im Kreis Neuwied, Sven Lefkowitz. Im Juni dieses Jahres wird Fredi Winter, der im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, sein Mandat niederlegen. Sicher ist: Die Landespolitik dürfte dem Rheinländer noch viele Jahre genug Material für seine Büttenreden liefern.

Das Gespräch führten Lucas Bingenheimer, Marcel Heilscher und Laura Endl.