Neues Gesicht in der SPD-Fraktion

Markus Stein im Interview

Seit dem 1. März 2019 ist Markus Stein SPD-Abgeordneter für den Wahlkreis Kirn / Bad Sobernheim. Im Interview erzählt er über den Tag, der sein Leben veränderte, seine erste Fraktionssitzung und welche Themen er in Mainz mit anpacken möchte. 

Im März hast du Denis Alt als Abgeordneter für den Wahlkreis Kirn / Bad Sobernheim abgelöst. Wie hast du davon erfahren, dass du in den Landtag nachrückst?

Es war morgens um 6:30 Uhr, als ich den Anruf von Denis bekam. Er hatte es bereits eine Stunde früher das erste Mal probiert. Neben der Geburt meiner Töchter ist der 20. Februar 2019 wohl einer der Tage, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde.

Wie ging es dann für dich weiter?

Es ging alles sehr schnell. Innerhalb kürzester Zeit musste ich eine ganze Reihe organisatorischer und personeller Dinge entscheiden. Eine große Hilfe war, dass ich das hervorragend eingespielte Büro von Denis Alt übernehmen konnte und der Betrieb für die Mitbürgerinnen und Mitbürger möglichst nahtlos übergeht. Außerdem war mir wichtig, dass ich die Übergabe meiner Aufgaben in der vorherigen Dienststelle, der Kreisverwaltung Bad Kreuznach, möglichst geordnet vornehmen konnte.

Wie groß war die Vorfreude auf die neue Aufgabe und worauf bist du jetzt in Zukunft am meisten gespannt?

Man sagt ja „Vorfreude ist die schönste Freude“, aber für Vorfreude hatte ich eigentlich gar keine Zeit (lacht). Ich freue mich darauf, nun nach und nach meine neuen Kolleginnen und Kollegen in der SPD-Fraktion persönlich kennenzulernen.

Wie war deine erste Fraktionssitzung?

Sehr beeindruckend! Es wird leidenschaftlich diskutiert und inhaltlich intensiv miteinander gerungen. So stelle ich mir Politik vor!

Du bist 2003 in die SPD eingetreten. Warum hast du dich damals für die SPD entschieden?

Ich stamme aus einer klassischen Arbeiterfamilie. Für viele in meiner Familie und meinem Freundeskreis ist es selbstverständlich, sein Geld mit harter körperlicher Arbeit zu verdienen. In manchen dieser Bereiche geht es heute noch immer nicht gerecht zu, insbesondere was das Thema der Lohngerechtigkeit angeht. Soziale Gerechtigkeit herbeiführen, das war damals für mich der Grund, in die SPD einzutreten. Bis heute ist für mich das Wesen der SPD, die Partei der „kleinen Leute“ zu sein.

Seitdem bist du in vielen kommunalen Gremien aktiv. Was macht dir am meisten Spaß an der Arbeit vor Ort?

In der Bundespolitik sind oft Entscheidungen zu treffen, bei denen die Entscheidungsträger selbst nicht unmittelbar von den Auswirkungen ihrer Politik betroffen sind. In der Kommunalpolitik ist das anders. Kommunalpolitik macht mir auch deshalb unglaublich viel Spaß, weil man die Folgen politischer Entscheidungen direkt im eigenen Leben spüren kann. Als Bürger hat man die Chance, seine eigene Umwelt, sein eigenes Lebensumfeld direkt mitzugestalten, das finde ich toll.

Neben deiner politischen Arbeit bist du auch ehrenamtlich sehr aktiv, unter anderem bei der Freiwilligen Feuerwehr und als Freifunker. Wieso ist dir das ehrenamtliche Engagement so wichtig?

Am Anfang steht natürlich das Persönliche, denn durch das Ehrenamt erweitert man ganz automatisch sein soziales Umfeld. Immer wieder entstehen Freundschaften aus ehrenamtlichem Engagement, man hat Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen. Das andere ist, dass man mit dem Ehrenamt einen Dienst für die Allgemeinheit leistet, und zwar unentgeltlich. Man gibt ein bisschen was und bekommt vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch selbst etwas zurück. Ich glaube, es ist ein bisschen so, wie es in der Bibel steht: Gib und es wird dir gegeben.

Nun wirst du den Wahlkreis auch auf Landesebene vertreten. Welche Themen und Ideen aus deinem Wahlkreis nimmst du mit nach Mainz?

Da ist zum einen die Stärkung des ländlichen Raums. Mir ist wichtig, dass wir eine gute Infrastruktur und eine flächendeckende Versorgung sicherstellen. Ich komme aus einer Gemeinde, in der gerade der Dorfladen zugemacht hat und es bis zum nächsten Laden nun 15-20 Kilometer Wegstrecke sind. Insofern ist die Versorgung im ländlichen Raum für mich ein ganz wichtiges Thema, aber auch der Straßenbau und eine gute Anbindung an den ÖPNV. Ein weiteres wichtiges Thema ist für mich die Digitalisierung. Das fängt an beim Breitband- und Glasfaserausbau, aber auch der Mobilfunkausbau gehört dazu, den die SPD-Landtagsfraktion als eines ihrer Schwerpunktthemen bereits intensiv beackert.

Welche Themen wirst du für die SPD-Fraktion schwerpunktmäßig bearbeiten?

Ich werde meine Fraktion in den Ausschüssen Gleichstellung und Frauenförderung sowie Integration, Familie, Jugend und Verbraucherschutz vertreten. Ich freue mich darauf, mich in die neuen Themen einzuarbeiten und ein kompetenter Ansprechpartner in diesen Fragen zu werden.

Mit 33 Jahren wirst du einer der jüngsten Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtags sein. Was rätst du jungen Leuten, die sich politisch engagieren wollen?

Macht mit! Viele junge Leute fragen sich: Kann ich da überhaupt mitreden? Bin ich in der Lage, die Themen aktiv mitzugestalten? Ja, auf jeden Fall! Meine wichtigste Erkenntnis als junger Politiker war, dass man sich in alles reinfinden kann, wenn man mit Leidenschaft und Freude dabei ist. Das Alter spielt dabei keine große Rolle. Dennoch sollte man als junger Politiker oder Politikerin gelegentlich den Rat der erfahrenen Kolleginnen und Kollegen suchen. Dabei gilt: Innovativ bleiben, die Dinge bei der Wurzel packen und Veränderungswillen zeigen. Man muss nicht alles verändern, aber man darf es versuchen!

Dein Vorgänger Denis Alt ist nun Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Was hat er dir mit auf den Weg gegeben?

Ich habe in Denis Alt einen wunderbaren Ansprechpartner, der mir zu Anfang nicht nur organisatorisch unter die Arme gegriffen hat, sondern auch mit Rat zur Seite stand. Ein wichtiger Tipp von Denis, den ich mir zu Herzen nehmen möchte: Denk in Ruhe nach und entscheide dann! 

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Lucas Bingenheimer (FSJ Politik).