Hinter den Kulissen des Landtags

Clemens Traub über sein FSJ Politik bei der SPD-Landtagsfraktion

Ein Jahr lang hat Clemens Traub als FSJler das Team der SPD-Fraktionsgeschäftstelle verstärkt. Im Interview berichtet er über seine spannende Zeit im Landtag und verrät, wie es für ihn nach dem FSJ Politik weitergeht.

Nach dem Abitur zieht es viele junge Menschen in deinem Alter ins Ausland, andere möchten erstmal ein bisschen Geld verdienen. Du hast dich stattdessen für ein FSJ Politik entschieden. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Clemens Traub: Ich habe mich schon immer brennend für Politik interessiert. Bereits während meiner Schulzeit konnte ich mir vorstellen, einmal Politik zu studieren. Allerdings war für mich auch klar, dass ich nach dem Abitur nicht direkt mit dem Studium beginnen möchte. Das FSJ Politik hat mir die Möglichkeit gegeben, die Zeit zwischen Abitur und Studium mit etwas zu verbringen, das mich unheimlich fasziniert. Als ich von der Chance hörte, ein Jahr lang in die Arbeit des Landtags reinzuschnuppern, war ich daher sofort Feuer und Flamme. Heute kann ich sagen: Es war genau die richtige Entscheidung.

Von der Schulbank ins Abgeordnetengebäude: Wie hast du deine Zeit in der Geschäftsstelle der SPD-Fraktion erlebt?

Von der Oberstufe ins politische Mainz, das war in den ersten Wochen schon eine große Umstellung. Dass der Umgang mit Politikerinnen und Politikern, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder der Zeitung kennt, nach kurzer Zeit zu meinem Alltag gehören würde, konnte ich mir zunächst nicht vorstellen. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle und den Abgeordneten wurde mir von Anfang an großes Vertrauen entgegengebracht. Dass man mir komplett auf Augenhöhe begegnet ist, hatte ich so nicht erwartet. Faszinierend finde ich noch immer, wie nah man auch als FSJler an politischen Entscheidungen dran ist.

Welche Erfahrungen nimmst du für dich nach einem Jahr FSJ Politik mit?

Während meiner FSJ-Zeit habe ich insbesondere im Veranstaltungsbereich unterstützt. Für mich war es eine wichtige Erfahrung, zum ersten Mal einen eigenen Verantwortungsbereich zu haben und eigenständig kleine Projekte entwickeln und umsetzen zu können, zum Beispiel im Rahmen der Dialogreihe „Meine Heimat – Unsere Zukunft“ der SPD-Fraktion, bei der ich in den letzten Monaten mithelfen durfte.

Als FSJler hattest du ein Jahr lang einen exklusiven Blick hinter die Kulissen, hast an internen Fraktionssitzungen und Arbeitskreissitzungen teilgenommen. Hat sich dein Bild von Politik in dieser Zeit verändert?

Wenn in den Medien und in der Öffentlichkeit über Politik gesprochen wird, geht es oft um die großen Themen. Viele stellen Politiker zudem unter Generalverdacht und differenzieren nicht. Im Landtag habe ich die Personen hinter der Politik und ihre persönliche Motivation kennengelernt, das war unglaublich spannend. Hinter dem Label „SPD-Landtagsfraktion“ stecken ganz viele unterschiedliche Persönlichkeiten, die zwar alle die gleichen politischen Werte und Ziele teilen, aber doch ganz verschiedenen Hintergründe und Biografien haben. Diese Erfahrung war sehr wichtig für mich. Zudem habe ich gelernt, dass in einem demokratischen System Kompromisse und der Ausgleich von Interessen dazugehören. Man darf auch als Bürger nicht davon ausgehen, dass jedes politische Ziel maximal umgesetzt werden kann. So ist Demokratie.

Während deiner FSJ-Zeit hast du viele Plenardebatten verfolgt – welche ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Als Südpfälzer haben mich insbesondere die Debatten im Landtag und den Ausschüssen zu Kandel nachhaltig beeindruckt. Ich bin selbst in Kandel aufgewachsen und habe dort noch viele Freunde und Bekannte. Bei Kandel ging es für mich zum ersten Mal nicht um ein abstraktes politisches Thema, sondern um etwas, das direkt etwas mit meiner eigenen Lebenswelt zu tun hat. Bei solch hochemotionalen Themen haben der Landtag und die Abgeordneten eine enorme Verantwortung. Es war interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die Fraktionen im Landtag mit dieser Verantwortung umgegangen sind.

Wenn es nach den Koalitionsfraktionen im Landtag ginge, sollte das Wahlalter bei Kommunalwahlen auf 16 Jahre abgesenkt werden. Wie siehst du das, sollten Jugendliche wählen dürfen?

Absolut! In meinem eigenen Umfeld gibt es viele, die enormes politisches Interesse haben und sich ehrenamtlich engagieren. Man sollte Jugendlichen zutrauen, eigenständig politische Entscheidungen zu treffen. Es wäre ein großes Zeichen von Vertrauen und Wertschätzung für diese Jugendlichen, wenn sie über die großen Zukunftsfragen mitentscheiden dürften. Wenn man möchte, dass sich mehr junge Menschen in der Politik engagieren, sollte man ihnen auch ermöglichen, sich bereits frühzeitig einzubringen. Wichtig ist dabei eine gute Begleitung durch die Schule oder das Elternhaus.

Manche sagen ja, junge Menschen interessieren sich heutzutage nicht mehr für Politik. Was schreibst du den Fraktionen im Landtag ins Hausaufgabenheft, um insbesondere mehr junge Leute für Landespolitik zu begeistern?

Wichtig ist aus meiner Sicht die politische Kommunikation. Viele Jugendliche haben großes politisches Interesse, aber von der Art und Weise, wie in der Politik kommuniziert wird, fühlen sich viele nicht angesprochen. Ich finde, Fraktionen sollten noch transparenter kommunizieren und noch direkter in der Ansprache werden. Während meiner FSJ-Zeit habe ich ungewöhnliche Einblicke in den Arbeitsalltag von Abgeordneten und politische Entscheidungsprozesse erhalten und festgestellt: Politik ist besser als ihr Ruf. Ich würde mir wünschen, dass wie ich noch mehr Menschen einen Blick hinter die Kulissen werfen können, zum Beispiel mit Hilfe moderner Videoformate.

Wie geht es für dich nach dem FSJ jetzt weiter?

Ich werde ab Oktober in Mainz Politik und Deutsch auf Lehramt studieren. Als Gymnasiallehrer möchte ich eines Tages einmal dazu beitragen, junge Menschen für Politik und die deutsche Sprache zu begeistern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sehr gerne.